In Potsdam haben wir aktuell einen Stromverbrauch von 556.404.495 kWh pro Jahr. Diesen Strombedarf könnten wir zu ca. 110% aus lokaler Sonnenenergie decken, wenn wir auf allen geeigneten Dachflächen und auf einigen Freiflächen Solaranlagen installieren. Zu diesem Schluss kommt der Masterplan “100% Klimaschutz 2050” der Stadt Potsdam. Eine andere Studie hat sogar errechnet, dass wir in Potsdam ca. 160% unseres aktuell benötigten Stroms aus Sonnenenergie gewinnen könnten.
Der eigene Strom
– Genial dezentral!
Wusstest du schon, dass ...
Mit der Sonne die
Stromrechnung senken
Wusstest du schon, dass ...
Mit der Kraft der Sonne das
Klima nicht weiter anheizen!
Wusstest du schon, dass ...
In Städten haben wir alles,
was wir für Sonnenstrom brauchen:
Sonne und viele Dachflächen
Wusstest du schon, dass ...
Viele Wege führen
zum Sonnenstrom
Wusstest du schon, dass ...
Der Graph zeigt den Stromverbrauch in Potsdam seit dem Jahr 2010. 2018 lag der Stromverbrauch der Stadt bei 556.404.495 Kilowattstunden. Pro Person sind das ca. 3120 Kilowattstunden. Damit könnte man 88 Tage lang Staubsaugen oder über 1000 Tage lang streamen. Obwohl die Technologie in den letzten zehn Jahren deutliche Fortschritte gemacht hat und unsere Haushaltsgeräte immer energieeffizienter geworden sind, ist der Stromverbrauch in Potsdam seit 2010 nur um knapp 1,9% gesunken. Das liegt zum einen an der steigenden Einwohnerzahl. Zum anderen gehen Effizienzgewinne durch einen gestiegenen Konsum verloren.
Die erste Solaranlage wurde in Potsdam 1994 an der Uni Potsdam installiert. Bis 2007 wurde jedoch nur wenig in Sonnenenergie investiert, sodass es zu diesem Zeitpunkt 51 Solaranlagen gab. Ab 2009 gab es einen deutlichen Zuwachs an ganz Deutschland. Denn durch eine hohe staatliche Förderung war die Installation einer Solaranlage eine gute Investition. Die Anlagen wurden so groß wie möglich gebaut und der erzeugte Strom gegen eine Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist. Bis 2013 boomte dieser Trend. Auch in Potsdam lässt sich ein rasanter Zuwachs im Jahr 2011 erkennen. In diesem Jahr wurden 75 neue Solaranlagen gebaut. Da die staatliche Förderung jedoch nicht dafür gedacht war, private Gewinne zu erwirtschaften, fuhr die Bundesregierung die hohe Einspeisevergütung seit 2012 schrittweise wieder zurück. Danach pendelte sich der Zuwachs auf ungefähr 40 neue Solaranlagen pro Jahr ein. 2018 erzeugten 483 Solaranlagen auf den Dächern Potsdams ca. 6.172.093 Kilowattstunden Strom.Leider wird so erst gut 1% unseres Strombedarfs in Potsdam gedeckt.
Die Karte zeigt, dass bereits einige Potsdamer*innen Dachflächen nutzen, um Sonnenstrom zu produzieren. Man kann aber auch erkennen, dass es noch sehr viel ungenutzte Dachfläche gibt. Wenn wir das volle Solarpotenzial unserer Stadt ausnutzen wollen, müssen wir alle geeigneten Dachflächen mit Solaranlagen ausstatten. Natürlich sind einige Dächer in Potsdam besser für Solaranlagen geeignet, als andere. Beispielsweise sind sehr schräge oder sehr kleine Dachflächen oder Dächer, die verschattet sind oder nach Norden zeigen, nicht gut geeignet. Außerdem stehen in Potsdam 25% der Gebäude unter Denkmalschutz.
Auf diesen Dächern dürfen nach der aktuellen Gesetzeslage nur mit einer Ausnahmegenehmigung Solaranlagen installiert werden, um das Stadtbild nicht zu stören. Welche Gebäude betroffen sind, kann man im Solardachkataster der Stadt Potsdam nachschauen. Die Farben der Stadtteile zeigen, wo in Potsdam bereits wie viel Strom durch Solaranlagen produziert wird. Tendenziell haben Stadtteile mit vielen Einfamilienhäusern eine höhere Dichte an Solaranlagen. Wenn du weiter rein zoomst, kannst du erkennen, wo genau die Solaranlagen installiert sind. Ob dein eigenes Dach, oder das Dach deiner Nachbar*innen für eine Anlage geeignet ist, erfährst du auch im Solardachkataster.
Auch auf dem Wasser ist die Gewinnung von Solarstrom möglich, denn auch auf Seen werden schwimmende Solaranlagen immer attraktiver. Schon auf einer sehr geringen Fläche kann viel Strom erzeugt werden. Gleichzeitig können die Solarmodule auf dem Wasser gut für das Ökosystem sein. Sie verschatten das Wasser und bieten so Schutz vor einer Überhitzung der Gewässer im Sommer.
Das Potsdamer Startup Solmove hat eine Technologie für Solarstraßen entwickelt. So können Straßen und Fahrradwege mit Solarzellen ausgestattet werden und ganz nebenbei Strom erzeugen. In Deutschland gibt es sogar schon einen solchen Solarfahrradweg in Erfstadt bei Köln. Auch in den Niederlanden, China und England gibt es schon Fahrradwege, Autobahnen und Fußwege, die Sonnenstrom erzeugen.
Inzwischen gibt es verschiedene Ansätze, wie mit Hilfe von durchsichtigen Kollektoren Fensterscheiben und ganze Glasfassaden von Gebäuden Strom produzieren können, ohne dass wir es merken. So hat zum Beispiel ein Forscher*innenteam vom Fraunhofer Institut eine Solarfolie entwickelt, die sich einfach und großflächig in Fenster und (Glas-) Fassaden integrieren lässt. Eine andere Möglichkeit sind Solarfenster. Sie bestehen aus zwei Fensterscheiben, in dem Hohlraum dazwischen sind Solarzellen verbaut.
Sonnenenergie bietet uns sehr viele Vorteile und hält noch viele Optionen für die Zukunft bereit. Doch Solaranlagen auf unseren Dächern können schon heute Realität werden. Der Wandel hin zu einer gerechten und naturverträglichen Energiegewinnung in Potsdam kann nur gelingen, wenn möglichst viele Potsdamer*innen mitmachen, mitreden und sich einmischen.
Das Projekt ist im Wintersemester 2019/20 an der Fachhochschule Potsdam entstanden und wurde am 21. Februar 2020 abgeschlossen. Der Kurs “Mapping Cities – Making Cities” von Prof. Dr. Marian Dörk widmet sich der visuellen Analyse und der Kommunikation von Stadtdaten mit dem Ziel, Städte neu wahrzunehmen und das alltägliche Erleben von Städten kritisch zu reflektieren. Weitere Projekte sind unter https://uclab.fh-potsdam.de/mapping/ zu sehen.
Wir danken Tim Tröndle vom IASS Potsdam, der uns zu Beginn unseres Projektes wertvolle Informationen zur Berechnung des Solarpotenzials gegeben hat. Wir danken außerdem der Netzgesellschaft Potsdam (NGP) für die Bereitstellung der Daten zu den aktuell existierenden Solaranlagen in Potsdam. Des Weiteren gilt unser Dank der Klimaagentur der Stadt Potsdam für die Beantwortung einiger Fragen.
In unserem Projekt “Potsdams sonnige Seite” visualisieren wir Daten, um mit ihnen einen neuen Blick auf die Stadt Potsdam zu ermöglichen. Aktuell sind Städte große Stromverbraucher und werden auch als solche wahrgenommen. Riesige Mengen Strom und Energieträger werden importiert. Dies hat zur Folge, dass auf dem Land oder in anderen Teilen der Erde die Umwelt gefährdet oder zerstört wird - zum Beispiel durch den Abbau von Kohle, durch Öl- und Gasförderung oder durch die Einlagerung von Atommüll. Auch der Ausbau von Windkrafträdern ist im städtischen Raum selten umzusetzen. Doch dies muss nicht so sein. Wir haben auf der Erde einen Energieträger, der überall verfügbar ist: die Sonne.
Mit dem Fokus auf das enorme Solarpotenzial in Potsdam und die Möglichkeiten dessen Nutzung, wollen wir ein Umdenken bei den Potsdamerinnen und Potsdamern erreichen. Potsdam muss nicht länger abhängig von Stromimporten sein, sondern kann selbst zu einem Stromproduzenten werden. Wir können selbst Verantwortung für unsere Stromversorgung übernehmen und damit unsere Umwelt und Mitmenschen auf dem Land entlasten. Durch das Aufzeigen der individuellen Möglichkeiten zur Solarstromproduktion, wollen wir zeigen, dass dieser Wandel hin zu einer dezentralen Stromversorgung in der Stadt nicht nur eine Aufgabe der Politik oder der Wirtschaft ist.
Um das Projekt an der Schnittstelle von Visualisierung und Transformation von Städten realisieren zu können, ist das Team interdisziplinär aufgestellt und kann die Expertise aus verschiedenen Studiengängen vereinen.
Jana Schelte und Ilka von Eynern studieren Urbane Zukunft im Master und haben für das Projekt alle Informationen und Daten gesammelt, sortiert und aufbereitet. Carolin Achtermann studiert im Bachelor Interfacedesign und hat die Webseite entwickelt sowie weitere gestalterische Aufgaben übernommen.